Richtiges zur richtigen Zeit

6 Faktoren, um die Zeit mit Deinem Pferd konfliktfrei und effektiv zu gestalten

Wir alle haben Wünsche und Träume, was wir mit unserem Pferd machen wollen und wie wir die Zeit mit unserem Pferd verbringen wollen.


Meist wünschen wir uns im Zusammensein mit unserem Pferd vor allem 3 Dinge: Harmonie, Effektivität und Freude.


Damit Du diese Dinge mit Deinem Pferd leben kannst, ist es so, so, so wichtig richtiges zur richtiges Zeit zu tun.


Zum Thema „Zeit im Training effektiv nutzen“ habe ich übrigens bereits einen Beitrag geschrieben.


Warum?


Weil Du Dein Pferd dadurch genau da abholst, wo es in diesem Moment gerade steht. Ich meine wirklich GENAU in diesem Moment. Pferde leben im Hier und Jetzt. Mit all unseren Plänen, Gedanken und Erwartungshaltungen vergessen wir das oft. Und meistens sind es die kleinen, geduldigen Dinge, die die meiste Harmonie, Effektivität und Freude bringen.


Was bedeutet das nun?


Du darfst die Zeit mit deinem Pferd so gestalten, dass Du dabei die größtmögliche Wirkung bzw. Veränderung bei Deinem Pferd entfaltest. Und zwar auf allen Ebenen. Körperlich, psychisch und seelisch. 

Natürlich meine ich – nur um es dazugesagt zu haben – die größtmögliche Veränderung, die zu diesem Zeitpunkt möglich ist. Träumst Du von einem taktklaren Tölt bei Deinem Pferd oder davon, dass Dein Pferd wie von selbst anbietet zu piaffieren, oder auch von einem völlig tiefenentspannten Ausritt, wirst Du das nicht von jetzt auf gleich erreichen können. Das ist klar. Aber wie wäre es denn, wenn Du daran arbeitest, dass das Pferd sich besser ausbalancieren kann und die Hinterbeine aktiv untertreten, sobald du sie darum bittest? Damit ist der erste Schritt zum taktklaren Tölt oder einer Piaffe schon getan. Und eine bessere Balance bedeutet ebenso mehr Selbstsicherheit im Gelände. Genau das ist Basis.


An der Basis sind immer Veränderungen ins Positive möglich.


Theoretisch… Denn vor allem, wenn wir uns mit unserem Pferd etwas vornehmen und genau das dann nicht klappt, spüren wir keine Harmonie und Freude, sondern wir sind vor allem eines: Traurig, enttäuscht, verärgert oder frustriert. Und manchmal alles zusammen. Das ist vollkommen okay. Gefühle zu haben, ist normal. Was wir uns aber gleichzeitig immer wieder anschauen dürfen, ist: Sind die Gefühle berechtigt oder könnten wir die Situation so gestalten, dass wir gar nicht traurig, enttäuscht, verärgert oder frustriert sein müssen, sondern völlig zufrieden und im Einklang mit uns und unserem Pferd sein können?


Daher habe ich hier die 6 Hauptfaktoren gesammelt, die das Training mit dem Pferd beeinflussen.



Die Hauptfaktoren sind folgende:


1. Deine Stimmung


Beispiel:

  • Du hast einen anstrengenden Bürotag hinter dir, merkst, dass Du Dich kaum noch konzentrieren kannst und hattest eigentlich vor mit Deinem Pferd für die nächste Unterrichtsstunde zu üben.


Forget about it! Leiste nur das, was Du im Stande bist zu leisten. Dein Pferd merkt Deine Anspannung und Unkonzentriertheit und wird Dir diese sehr klar widerspiegeln. Also lass mal lieber 5 gerade sein. Es ist vollkommen okay, wenn Du stattdessen eine nette Runde ins Gelände gehst oder Deinem Pferd nur kurz die Nase streichelst und dann wieder heimfährst. Tue nicht das, was Du denkst, was ihr tun müsst. Sondern tue das, was euch wirklich gut tut. Und das darf auch mal nur eine kurze Streicheleinheit sein.



2. Äußere Umstände


Beispiel:

  • Bei Sturmwarnung nehme ich mir nicht vor mit einem etwas schreckhaften Pferd Entspannung im Gelände zu üben.

Wenn es gerade Unruhen in der Herde gibt und das Pferd nicht bei der Sache ist, arbeite ich nicht hochkonzentriert an einer neuen, noch nicht verstandenen Lektion.


Die äußeren Umstände beeinflussen unter anderem die Stimmung und die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit des Pferdes. Führt also starker Wind dazu, dass Dein Pferd leicht erregbar ist oder sich schlecht konzentrieren kann, weil ein neues Pferd in die Herde gekommen ist, dann suche Dir Aufgaben, von denen Du weißt, dass sie Deinem Pferd leicht fallen und bei denen sich Dein Pferd entspannen und wohlfühlen kann. Stress und innere Anspannung würden dazu führen, dass Dein Pferd sich noch weniger konzentrieren kann oder noch mehr erregt ist. Wiederhole zum Beispiel Aufgaben, die Dein Pferd liebt oder ohne viel Nachzudenken zeigen kann.



3. Alter und Gewohnheiten


Beispiel:

  • Wenn das Pferd – aufgrund seines Alter oder durch Gewohnheiten – noch nicht gelernt hat an der Aufstiegshilfe still zu stehen und ich mir heute vorgenommen habe, Übergänge zu üben, lege ich den Fokus auf die Übergänge und versuche das Aufsteigen so stressfrei wie möglich zu gestalten ohne 20 Minuten daran herumzubasteln, dass mein Pferd an der Aufstiegshilfe still steht. Wenn mir das Still stehen an der Aufstiegshilfe auch wichtig ist, nehme ich mir Thema für ein anderes Mal vor.


Alter und Gewohnheiten bestimmen, was man dem Pferd zumuten kann. Welche Rituale kennt das Pferd und hat sie bereits abgespeichert? Wie leistungs- und konzentrationsfähig ist das Pferd? Wo sind die Grenzen? Lege den Schwerpunkt auf das, was Dir in diesem Moment wichtig ist und stelle alles andere hinten an. Ein Schritt nach dem anderen.



4. Charakter


Beispiel:

  • Du möchtest Schulterkontrolle üben. Stelle Dir 3 Pferde mit einem unterschiedlichen Charakter vor. Deine Hilfe und die Intensität Deiner Hilfe bleibt bei allen Pferden gleich. Pferd 1 ärgert sich etwas über die Intensität der Hilfe, weicht daher etwas zu schnell mit der Schulter und springt dir fast Richtung Zaun. Pferd 2 versteht nicht genau, was du eigentlich willst, ist davon innerlich total gestresst und rast erst einmal los. Pferd 3 bleibt stehen, reagiert gar nicht und fragt sich, ob Du es wirklich ernst meinst.


Diese 3 Beispiele zeigen Dir, wie unterschiedlich und individuell die Pferde auf ein und dieselbe Hilfe reagieren können. Das zeigt Dir sehr viel darüber, was zu welchem Zeitpunkt richtig ist und was für Lerntypen diese Pferde sind. Der Charakter Deines Pferdes bestimmt unter anderem, wie Du die Art und Weise Hilfen zu geben und das Zusammensein mit dem Pferd gestalten solltest. Alle 3 Pferde brauchen eine unterschiedliche Ansprache bei ein demselben Ziel.



5. Mentale Verfassung


Beispiel:

  • Du holst Dein Pferd aus dem Stall und es bleibt völlig unvermittelt stehen, weil es den Heuballen, den euer Stallbetreiber gerade dort abgelegt hat, anschaut.
  • Dein Pferd beißt ständig in alles hinein. In den Strick am Putzplatz, in der Halle, wenn du gerade Deinen Helm aufsetzt oder auch bei neuen Bodenarbeitsübungen.


Elementar ist hier: Wie gehst Du mit innerer Anspannung oder Stress Deines Pferdes um? Alles, was Pferde tun, hat einen Grund. Finde heraus, was es für einen Grund gibt und nimm Dein Ego zurück (z.B. „Der blöde Gaul geht wegen einem Heuballen nicht weiter!“).Es kann aber auch sein, dass Deinem Pferd eine klare, sichere Führung von Dir, um sich in Deiner Anwesenheit nicht überfordert zu fühlen und es daher mit Stress aus Unsicherheit reagiert. Oder es sind alte Erfahrungen, die dabei eine Rolle spielen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, warum ein Pferd wie agiert. Es geht für Dich im ersten Moment weniger darum herauszufinden, warum Dein Pferd so reagiert. Sondern im ersten Moment geht es viel mehr darum für Dich herauszufinden: Wie kannst Du mit dieser Stressreaktion umgehen und Den inneren Stress Deines Pferdes abbauen?


In meinem Repertoire an Unterstützungs-Möglichkeiten befinden sich daher auch Bachblüten für eine Bachblütentherapie. Bachblüten regen auf feinstofflicher Ebene die Selbstheilungskräfte der Seele an, unterstützen die seelische Regulierung und sorgen so für mehr Wohlbefinden und Ausgeglichenheit. Manchmal braucht es genau diese Anregung für die Seele, um Blockaden in Körper und Geist loslassen zu können.



6. Körperliche Verfassung


Beispiel:

  • Dein Pferd verwirft sich und hat Schwierigkeiten sich zu biegen.
  • Dein Pferd tut sich schwer damit sich bergab auszubalancieren.
  • Dein Pferd ist dauerrossig, kann sich schlecht konzentrieren und körperlich fest durch die Dauerrosse.


Wenn es bei der körperlichen Verfassung hakt, kann es am Training liegen. Dein Pferd hat nicht ausreichend Kondition oder körperliche Balance aufgebaut, ist gerade im Aufbautraining oder ähnliches und kann das, was Du möchtest NOCH nicht leisten. Oder: Dein Pferd kann das, was du möchtest, JETZT gerade körperlich nicht umsetzen, weil die Strukturen (Muskeln, Gewebe, Knochen, Organe usw.) eine Funktionsstörung haben. Das sind die Fälle, in denen das Pferd wirklich nicht kann, egal wie gerne es Deine Anweisungen umsetzen möchte. DANN ist es ratsam Dein Pferd von einem Experten (z.B. einen Physiotherapeuten, Chiropraktiker oder Osteopathen) behandeln zu lassen.


Ein Hinweis für mehr Achtsamkeit von mir: Oftmals zeigen Pferde allerdings keine für uns sichtbaren Symptome. Als geborenes Fluchttier wird Dein Pferd eine Belastung oder eine Funktionsstörung – so lange es geht – verstecken. Regelmäßige Behandlungen können dabei helfen, dass schwerwiegende Erkrankungen oder funktionelle Blockaden gar nicht erst entstehen. Bestenfalls findet eine osteopathische Behandlung des Pferdes daher bereits vorbeugend statt.

Falls Du Dein Pferd von mir behandeln lassen möchtest:

Diese 6 Hauptfaktoren darfst Du immer wieder überprüfen, um herauszufinden, ob Du die Zeit mit Deinem Pferd effektiv und konfliktfrei gestaltet hast, oder ob Du an irgendeinem Punkt noch etwas verändern bzw. verbessern kannst.


Siehst du irgendwo Handlungsbedarf?


Dann komm ins Handeln. Erst durch Dein Handeln wird Veränderung möglich!

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Darf ich Dir ein Geheimnis verraten? Das Geheimnis, warum so vieles nicht klappt? Der Körper hat in unserem Bewusstsein nicht den Stellenwert, den er beim Reiten braucht. Genau das ist das Problem. Denn… Wie können wir Leichtigkeit bei unserem Pferd erwarten, wenn wir selbst keine Leichtigkeit in unserem eigenen Körper empfinden? Oft ist uns gar nicht bewusst, wie viele Haltungs- und Bewegungsmuster uns begleiten, die für unser Pferd schlicht und ergreifend keinen Sinn machen. Wenn wir Haltungs- und Bewegungsmuster (wie zum Beispiel die Fersen beim Reiten nach unten durchdrücken) eine gewisse Zeit beibehalten, werden sie zur Gewohnheit und wir spüren gar nicht mehr, was wir tun. An diesem Punkt wirst Du ansetzen müssen, wenn Du eine Veränderung bei Deinem Pferd erreichen möchtest. Wenn Du das Reiten genießen können möchtest. Eure Ausritte. Eure Übungen in der Halle. Wenn Du Leichtigkeit und Harmonie beim Reiten finden möchtest, ist der Weg ein anderer, als Du Dir vielleicht vorgestellt hast. Du weißt vielleicht, dass Dein Pferd in eine selbsttragende Haltung mit einer positiv aufgespannten Oberlinie kommen soll, um Dich gut tragen zu können. Das heißt, Du setzt bei Deinem Pferd, dass es seinen Körper wahrnehmen, sortieren und Körperhaltungen bewusst verändern kann. Eines vergisst man dabei jedoch nur allzu leicht: Wie steht es denn um Dich? Wie gut bist Du darin Deinen Körper und die angewöhnten Haltungs- und Bewegungsmuster bewusst wahrzunehmen und zu erkennen, wann Du in ein bestimmtes Muster fällst? Fühlst Du Dich ertappt? I‘m sorry. Tatsächlich geht es darum, zunächst einmal eine eigene Körperweisheit zu entwickeln und in eine neutrale Grundhaltung zu kommen, aus der heraus wir uns selbst frei bewegen können, bevor wir bei unserem Pferd ansetzen und vom Pferdekörper Harmonie und Leichtigkeit erwarten. Leider ist unsere Körperhaltung allerdings keine neutrale Grundhaltung mehr gewohnt, sondern sie hat sich durch die Erfahrungen in unserem Leben verändert. „Gerade sitzen!" „Absatz tief!“ „Knieschluss! “ Merkst Du, wie Dein Körper bei diesen Bildern fest wird? Wie die Muskeln sich anspannen? Dein Gesichtsausdruck sich verändert und unangenehme Emotionen in Dir hochkommen? Ganz ehrlich: Wie kann denn da Leichtigkeit entstehen? Eine neutrale (und zwar nicht aufgesetzte) Grundhaltung folgt biomechanischen Gesetzen und darf sich leicht anfühlen. Wirklich! Aus dieser neutralen Grundhaltung heraus können wir ganz gezielt Bewegungen initiieren. Und dann! Dann versteht auch unser Pferd ganz genau, was wir eigentlich meinen. Ganz nebenbei verlieren wir auch unsere unangenehmen Gefühle beim Reiten. Unseren Frust. Unseren Ärger. Unsere Verzweiflung. Unsere Hilflosigkeit. Äußere Balance führt zu innerer Balance. Neutralität im Körper führt zu mentaler Losgelassenheit. Du möchtest mehr über das Thema erfahren? Du möchtest lernen Deinen Körper besser wahrzunehmen? Du möchtest wieder Deine eigene Körperweisheit entwickeln? Du möchtest erfahren und spüren können, wie Du wieder zurück in eine neutrale Grundhaltung findest? Dann melde Dich gerne für meinen Kurs Körperschulung "Vom Sitz zur Einwirkung“ an. 3 Monate I 12 Termine I Theorie und Praxis I jede Menge Selbsterfahrung und neues Wissen Es wird intensiv und aufschlussreich. Und vor allem: Es wird Dich Deine eigene Hilflosigkeit beim Reiten vergessen lassen.
von fio 17. November 2022
Du huschst nach der Arbeit noch schnell zum Pferd. Beeilst Dich, weil es gleich dunkel wird. Oder weil die Halle gleich belegt ist. Und dann… Ist Dein Pferd hibbelig und huschig, kann sich nicht konzentrieren und noch dazu bemerkst Du, dass Dein Pferd im Rücken fest ist und beim Putzen zusammenzuckt. Das, was Du dir für heute vorgenommen hast – nämlich konzentriert an Biegung und Stellung zu üben -, wird wohl wieder nichts. Du bist gefrustet. Hast das Gefühl, dass Du mit Deinem Pferd nicht richtig vorankommst. Bist gestresst, weil Du Deine Erwartungshaltungen an Dich und Dein Pferd nicht erfüllen kannst. Du schmeißt Deine Entscheidung – konzentriert an Biegung und Stellung zu üben, um die Beweglichkeit Deines Pferdes zu verbessern – über den Haufen und stapfst innerlich völlig verärgert mit Deinem Pferd vom Hof, um wenigstens eine kleine Runde spazieren zu gehen.  Jetzt, wo Du eh schon da bist…